Investieren in ETFs: Leitfaden für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis

ETFs (Exchange Traded Funds oder börsengehandelte Fonds) sind zu einem der beliebtesten Finanzinstrumente weltweit geworden. Der Grund ist einfach: Sie kombinieren das Beste aus Aktien und Investmentfonds und sind für fast jeden zugänglich. Aber nicht alle Anleger verstehen sie auf dieselbe Weise: Es ist ein Unterschied, ob Sie ein ETF als Neuling, mit grundlegender Börsenerfahrung oder als erfahrener Investor betrachten, der sein Portfolio optimieren möchte.

In diesem Artikel durchlaufen wir die drei Wissensstufen über ETFs, vom Anfänger bis zum Profi, und erklären Schlüsselkonzepte wie „geringes Risiko“ und „hohes Risiko“, die verschiedenen ETF-Typen, wie man sie auswählt und welche rechtlichen und praktischen Aspekte je nach Land zu beachten sind.

Was ein Anfänger wissen sollte

Wenn Sie noch nie investiert haben, ist das Wichtigste zu verstehen, was ein ETF ist. Ein ETF ist ein Investmentfonds, der an der Börse gehandelt wird wie eine Aktie. Dieser Fonds kann viele Dinge enthalten: Aktien von Unternehmen, Anleihen, Rohstoffe oder sogar andere ETFs.

Geringes, mittleres und hohes Risiko

Bei Investitionen bedeutet „geringes Risiko“ nicht, dass man niemals Geld verliert, sondern dass die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts sehr gering ist. Zum Beispiel wird ein ETF, der den S&P 500 (die 500 größten Unternehmen der USA) abbildet, als relativ risikoarm angesehen, da er in große Unternehmen wie Apple, Microsoft und Johnson & Johnson diversifiziert ist. In einer Krise kann er fallen, aber er wird selten völlig wertlos.

Ein ETF, der in neue Technologieunternehmen investiert, kann dagegen mittleres oder hohes Risiko haben, da diese Firmen volatiler sind. ETFs in Schwellenländern oder sehr spezialisierten Bereichen (z. B. Biotechnologie bei kleinen Startups) zählen zum hohen Risiko.

Brauche ich einen Broker?

Ja. Ein ETF wird nicht über eine normale Bank gekauft (es sei denn, die Bank arbeitet mit einem Broker zusammen). Zum Investieren müssen Sie ein Konto bei einem regulierten Broker eröffnen, lokal oder international. In Ländern wie Argentinien, Brasilien, Mexiko oder Spanien bieten viele Broker Zugang zu ETFs aus den USA oder Europa. In Japan, Europa und Teilen Amerikas ist dies ebenfalls möglich.

Für einen Anfänger ist wichtig:

  1. Prüfen, dass der Broker reguliert ist in Ihrem Land.

  2. Mit einem kleinen Betrag beginnen, der Ihre persönlichen Finanzen nicht beeinträchtigt.

  3. Einfachen und großen ETFs wählen (z. B. SPY, der den S&P 500 abbildet, oder VOO von Vanguard, der dasselbe tut).

Ein Index, verschiedene Namen je nach Land

Wenn ein Investor sagt „Ich möchte in den S&P 500 oder den MSCI World (URTH) investieren“, entsteht oft Verwirrung, weil:

  1. Der Index (z. B. S&P 500, MSCI World) ist nur eine Liste von Unternehmen. Niemand kann „den Index“ direkt kaufen.

    • SPY (S&P 500): die 500 größten US-Unternehmen. Auch wenn es globale Giganten sind (Apple, Microsoft, Google, Coca Cola), sind sie von der US-Wirtschaft und Politik abhängig.
    • URTH (MSCI World ETF): beinhaltet 1.500+ Unternehmen aus 23 entwickelten Ländern (USA, Europa, Japan, Australien, Kanada usw.).
    • MSCI ACWI (All Country World Index): ähnlich wie URTH, aber schließt auch Schwellenländer ein (Brasilien, Indien, China usw.).
    • Regionale oder länderspezifische ETFs: Europäischer ETF (z. B. VGK) mit Unternehmen wie Adidas, Mercedes, Shell. Japanischer ETF (z. B. EWJ) mit Toyota, Sony usw.
  2. Der ETF ist das Vehikel, das den Index abbildet, und hängt davon ab, wo er registriert und an welcher Börse er gehandelt wird.

Deshalb kann derselbe Index in verschiedenen Ländern oder nach unterschiedlichen Vorschriften mehrere ETFs haben.

Beispiel 1: S&P 500

  • In den USA: SPY, VOO, IVV (an der NYSE).
  • In Brasilien: IVVB11 (an der B3 in Brasilien, Nachbildung von VOO).
  • In Europa: VUSA (UCITS) oder CSPX (UCITS) (in Europa, gelistet in London, Dublin etc.).

Alle bilden denselben Index ab: S&P 500.

Beispiel 2: MSCI World (ähnlich URTH)

  • USA: URTH (iShares MSCI World ETF).
  • Europa: IWDA (UCITS), europäisches Pendant.
  • Brasilien: URTH11 (BDR an der brasilianischen Börse, repliziert URTH aus den USA).

Alle bilden denselben Index ab: MSCI World.

Was ein mittlerer Investor wissen sollte

Wenn Sie die Grundlagen kennen, interessiert Sie wahrscheinlich, wie man ETFs nach Zielen auswählt und wie sie sich unterscheiden.

Arten von ETFs

  • Index-ETFs: bilden einen Index wie S&P 500 (VOO, SPY) oder Nasdaq 100 (QQQ) ab. Sehr beliebt und empfehlenswert.
  • Sektor-ETFs: konzentrieren sich auf einen Wirtschaftssektor, z. B. Technologie (XLK), Gesundheit (XLV) oder Energie (XLE).
  • Dividenden-ETFs: bündeln Unternehmen mit regelmäßigen Dividendenausschüttungen (z. B. VIG, das Firmen mit steigender Dividende verfolgt).
  • Internationale ETFs: ermöglichen Investitionen in Europa, Asien oder Schwellenmärkte (z. B. EEM).
  • Rohstoff-ETFs: z. B. GLD (Gold) oder USO (Öl).

Mittlere Strategien

Ein mittlerer Investor sollte über Diversifikation nachdenken. Beispielsweise nicht alles in SPY stecken, sondern ergänzend einen Sektor-ETF (Technologie oder Gesundheit) oder internationalen ETF wählen.

Es ist auch der Zeitpunkt, um technische Konzepte zu lernen:

  • Blue Chips: sehr große, etablierte Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Coca-Cola. Ein ETF wie DIA (abgebildet Dow Jones) besteht aus Blue Chips.
  • Offshore-Konten: Konten in einem anderen Land, verwendet von Investoren für Produkte, die lokal nicht verfügbar sind, oder steuerliche Vorteile. Legal, wenn deklariert, aber Vorschriften variieren je nach Land.

Broker und Regulierung

In diesem Level lohnt es sich genauer zu prüfen:

  • Ob Ihr lokaler Broker direkten Zugang zu den Original-ETFs (SPY, VOO) bietet oder nur lokale Versionen („CEDEARs“).
  • Welche Steuern im Land anfallen: Einkommenssteuer, Kapitalertragssteuer, Quellensteuer auf Dividenden.

Was ein fortgeschrittener Investor wissen sollte

Ein erfahrener ETF-Investor beschränkt sich nicht auf Kaufen und Halten, sondern nutzt ETFs taktisch innerhalb einer größeren Strategie.

Derivate und fortgeschrittene Strategien

Einige ETFs bieten Optionen an (Calls und Puts).

  • Call: Recht, einen Vermögenswert in der Zukunft zu einem festen Preis zu kaufen.
  • Put: Recht, ihn zu verkaufen. Damit kann ein Investor hedgen. Beispiel: Fürchten Sie einen Fall des S&P 500, kaufen Sie Puts auf SPY, um Ihr Portfolio abzusichern.

Eine weitere Strategie ist der Covered Call: Halten eines ETFs (z. B. QQQ) und gleichzeitig Verkauf von Calls darauf, um zusätzliche Prämien einzunehmen, mit begrenztem Gewinnpotenzial bei starkem Anstieg des ETFs.

Inverse und gehebelte ETFs

  • Inverse ETFs: gewinnen, wenn der Index fällt. Beispiel: SH, der steigt, wenn S&P 500 fällt. Nicht für langfristige Anlage geeignet, da Wertverlust über Zeit.
  • Gehebelte ETFs: vervielfachen Marktbewegungen (2x oder 3x). Beispiel: TQQQ, der den Nasdaq 100 dreifach abbildet – aber auch dreifach fällt. Sehr hohes Risiko, nur für erfahrene Trader, extrem volatil. Kurzfristige Spekulation, nicht langfristige Investition.

Fortgeschrittenes Portfolioaufbau

Ein fortgeschrittener Investor kann ETFs nutzen, um:

  • Eine stabile Basis zu halten (z. B. 60 % in S&P 500).
  • Taktisch in heiße Sektoren zu investieren (Energie, KI).
  • Risiken mit Derivaten abzusichern.
  • Kurzfristige Chancen mit inversen oder gehebelten ETFs zu nutzen.

Fazit

Zusammengefasst: ETFs sind ein vielseitiges Werkzeug, das sich dem Niveau jedes Investors anpasst.

  • Anfänger: Prüfen der lokalen Vorschriften, Konto bei zuverlässigem Broker eröffnen, mit kleinen Beträgen starten, große und diversifizierte ETFs wählen (SPY, VOO).
  • Mittlere: Sektor-ETFs, Dividenden-ETFs oder internationale ETFs erkunden, Blue Chips und lokale ETF-Versionen prüfen, Steuern beachten.
  • Fortgeschrittene: Strategien mit Derivaten, Hedging, Covered Calls und ggf. inverse oder gehebelte ETFs für taktische Spekulationen anwenden.

Wichtig ist, zu verstehen, dass ETFs zwar „einfach“ erscheinen, aber viele Möglichkeiten bieten: von sicherem Schutz in einem globalen Index bis zu komplexen Absicherungsstrategien, um eine maßgeschneiderte Strategie für jeden Investor zu erstellen.

Es ist sehr wichtig, Ihr Portfolio zu diversifizieren, um es richtig zu machen. Nutzen Sie wieder das Orakel, um herauszufinden, worin Sie sonst noch investieren sollten und wie es richtig geht.

Glossar

Blue Chips: sind bereits etablierte Unternehmen, die seit Jahrzehnten bestehen, Millionenumsätze erzielen, eine Produktdiversifikation haben, konstante Gewinne erwirtschaften und über Bargeldreserven verfügen. Außerdem erhalten sie bei Finanzierungsbedarf Kredite von Banken und Märkten, weil deren Bonität vertrauenswürdig ist.

Broker: ist eine Plattform oder ein Finanzintermediär, der den Kauf und Verkauf von Aktien ermöglicht. Einige Broker sind international (z. B. Interactive Brokers, eToro), andere lokal (abhängig vom jeweiligen Land).

Call: Ein Derivatkontrakt, dessen Wert von einer Aktie abhängt. In diesem Fall ist es das Recht, eine Aktie zu einem bestimmten Preis in der Zukunft zu kaufen.

Cap Rate: Kapitalisierungsrate, ein Indikator für die jährliche Rentabilität einer Immobilieninvestition.

Cash Flow: monatlicher Geldfluss, der durch die Immobilie nach Ausgaben generiert wird (Miete – Steuern – Instandhaltung).

Covered Call: Investoren, die Aktien besitzen und Call-Optionen verkaufen, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen.

Covered Bonds: Anleihen, die durch spezifische Vermögenswerte besichert sind, geringeres Risiko als normale Unternehmensanleihen.

Einlagenzertifikate (CDs): ähnlich wie Festgelder, werden aber in der Regel von Banken oder Finanzinstituten auf formelleren oder internationalen Märkten ausgegeben. Ermöglichen Investitionen in lokale oder ausländische Währungen. Zinsoptionen können fest oder variabel sein, abhängig vom Vertrag.

ETF: ein Investmentfonds, der an der Börse wie eine Aktie gekauft und verkauft wird.

Festgelder: Geld für einen bestimmten Zeitraum bei einer Bank anlegen, im Gegenzug einen festen Zinssatz erhalten. Nach Ablauf des Zeitraums erhält man das Kapital plus Zinsen zurück.

Futures-Kontrakte: Vereinbarungen, eine bestimmte Menge eines Vermögenswerts zu einem festen Preis in der Zukunft zu kaufen oder zu verkaufen.

Hebel-ETFs: multiplizieren die Marktbewegungen (2x oder 3x), sowohl nach oben als auch nach unten.

Hedging: Investieren in andere Aktien wie Edelmetalle oder Versorger, um Verluste bei Aktien zu kompensieren.

High Yield / Junk Bonds: kleine Unternehmen oder Unternehmen mit Liquiditätsproblemen, hohes Risiko und hohe Rendite.

Inverse ETFs: gewinnen an Wert, wenn der zugrunde liegende Index fällt.

Investmentfonds (Mutual Funds): kollektives Anlagevehikel, bei dem mehrere Personen Geld einzahlen, das dann ein professioneller Manager in verschiedene Finanzanlagen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Kombinationen davon investiert.

Joint Ventures: Partnerschaften zwischen zwei oder mehr Parteien zur Entwicklung eines gemeinsamen Projekts, wobei Risiken, Kosten und Gewinne geteilt werden.

Leverage / Hebelwirkung: Nutzung von Fremdfinanzierung (Hypothek oder Kredit), um mehr Immobilien zu kaufen, als das eigene Kapital erlauben würde.

Liquidität: in der Wirtschaft die Leichtigkeit, mit der ein Vermögenswert in Bargeld umgewandelt werden kann, ohne an Wert zu verlieren.

Microcaps: sehr kleine Kryptowährungen mit niedriger Marktkapitalisierung, oft neue oder unbekannte Projekte, die das Potenzial haben, sich zu vervielfachen, aber auch das Risiko haben, über Nacht zu verschwinden.

Mining (Bitcoin): Verwendung von Computern zur Validierung von Transaktionen und zum Erhalt von Belohnungen. Miner konkurrieren, verbrauchen Strom und erhalten Belohnungen in BTC.

Nettoinventarwert (NAV): der Preis jeder Einheit, der entsprechend dem Wert der Vermögenswerte des Investmentfonds schwankt.

Offshore-Konten: Konten, die in einem anderen Land eröffnet werden, um auf Produkte zuzugreifen, die lokal nicht verfügbar sind, oder aus steuerlichen Vorteilen. Legal, wenn sie deklariert werden; jedes Land hat eigene Vorschriften.

Portfolio: die Gesamtheit der Finanzanlagen eines Investors oder Unternehmens (wie Aktien, Anleihen, Investmentfonds oder Immobilien) zur Erreichung spezifischer finanzieller Ziele durch Diversifikation und Risikomanagement.

Put: Ein Derivatkontrakt, dessen Wert von einer Aktie abhängt. In diesem Fall ist es das Recht, eine Aktie zu einem bestimmten Preis in der Zukunft zu verkaufen.

REITs (Real Estate Investment Trusts): Immobilien-Fonds, die es ermöglichen, in große Portfolios zu investieren, ohne direkt Immobilien zu kaufen. Investition erfolgt über Broker wie bei normalen Aktien, es gibt auch REIT-ETFs.

Rohstoffe (Commodities): sind grundlegende, standardisierte und handelbare Produkte, die in großen Mengen produziert und auf globalen Märkten gehandelt werden. Sie werden sowohl für den direkten Verbrauch als auch für die industrielle Produktion verwendet.

Staking: Einige Blockchains (Ethereum, Cardano, Solana) erlauben es, Coins im Netzwerk zu „staken“ und Zinsen zu erhalten (Staking). Dies erzeugt ein passives Einkommen ähnlich einem Festgeld, jedoch mit höherem Risiko.

Teilnahmeeinheit: Wenn man Geld in einen Investmentfonds einzahlt, erhält man „Einheiten“, die den proportionalen Anteil am Portfolio darstellen.

Validierung (Ethereum und andere Proof of Stake): Sperren großer Mengen von Coins, um das Netzwerk zu sichern und Belohnungen zu erhalten.

Zinsbringende Konten: Bankkonten, die täglich oder monatlich Zinsen auf den verfügbaren Saldo erwirtschaften.

Zinsswaps: ein Finanzkontrakt zwischen zwei Parteien zum Austausch von Zinszahlungen auf ein Nominalkapital. Häufiger Tausch von festen gegen variable Zinsen oder Futures.